
Hallo Felix, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Stell dich unseren Leser:innen doch mal kurz vor – wer bist du, und was machst du bei bcause?
Ich bin Felix Oldenburg, Gründer und Geschäftsführer von bcause. Mit bcause baue ich jetzt die Infrastruktur für eine neue Kultur des Gebens.
Vielleicht möchtest du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?
bcause ist das Spendenkonto für das digitale Zeitalter. Wir ermöglichen es jedem, eine eigene Stiftung in wenigen Klicks zu gründen und Engagement so einfach zu steuern wie Online-Banking.
Welches Problem wollt ihr mit bcause lösen?
In Deutschland liegt enormes privates Vermögen ungenutzt da. Gleichzeitig ist Spenden oft kompliziert, intransparent und bürokratisch. Wir lösen dieses Dilemma, indem wir Geben vereinfachen, professionalisieren und digitalisieren.
Wie würdest du deiner Großmutter bcause erklären?
Stell dir ein Sparbuch vor – nur dass es nicht für dich, sondern für gute Zwecke da ist. Du kannst jederzeit Geld einzahlen und entscheiden, an wen es weitergeht. Alles läuft automatisch, und am Jahresende bekommst du den Zettel für die Steuer.
Wie funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir finanzieren uns über kleine Servicegebühren, die die Plattform am Laufen halten. Zusätzlich entwickeln wir Produkte wie „bcause Grow“, die Spenden mit nachhaltigen Investments kombinieren und langfristig Wirkung und Rendite vereinen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir haben anfangs zu sehr in der Sprache der Stiftungswelt gesprochen – kompliziert und abgehoben. Damit haben wir viele Menschen verloren.
Was habt ihr daraus gelernt?
Dass Einfachheit wichtiger ist als alles andere. Wording und Design.
Und wo habt ihr bisher alles richtig gemacht?
Den Mut zu haben, ein scheinbar verstaubtes Feld wie „Stiftungen“ radikal neu zu denken.
Ohne diese Klarheit gäbe es bcause nicht.
Was ist euer nächstes großes Ziel?
Im Oktober launchen wir unsere App. Damit wird bcause mobil, intuitiver und für eine ganz neue
Zielgruppe zugänglich.
Stell dir vor, du würdest heute nochmal ganz von vorn starten. Was würdest du anders machen?
Hmm – gar nicht so viel.
Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem du entschieden hast: Ich gründe ein Unternehmen!? Was war der Auslöser?
Als ich in meinen früheren Rollen gesehen habe, wie viel Vermögen in Deutschland brach liegt.
Mir wurde klar: Wir brauchen eine neue Infrastruktur, die es leichter macht, dieses Geld in Bewegung zu bringen.
Jede Gründung bringt Herausforderungen. Was war deine größte bisher – und wie hast du sie gelöst?
Die größte Herausforderung war, Vertrauen aufzubauen. Wir haben sie gelöst, indem wir radikal transparent arbeiten – Gebühren, Wirkungsberichte, alles ist offen einsehbar.
Welche Entscheidung hat sich im Nachhinein als goldrichtig herausgestellt?
Dass wir das Narrativ vom „Neuen Geben“ so früh gesetzt haben. Es ist größer als eine Plattform und inspiriert Menschen, Teil einer Bewegung zu werden.
Was war der beste Ratschlag, den du je bekommen hast – und von wem?
“Stelle Leute ein, von denen Du glaubst, dass sie eines Tages den Laden führen können.” Der Ashoka-Gründer Bill Drayton hat mich damals viele Stunden persönlich interviewt. Danach hatte ich aber auch die Zuversicht, dass ich dort wachsen kann. Das soll auch bei bcause so sein.
Welchen Rat würdest du anderen Gründer:innen mit auf den Weg geben – besonders jenen, die noch zögern?
Der richtige Zeitpunkt war immer gestern. Du wirst nie alle Antworten haben. Fang an und lerne unterwegs.
Was ist eine harte Wahrheit über Unternehmertum, über die zu wenig gesprochen wird?
Die Gründer müssen für die Finanzierung sorgen. Ich kenne viele, die lieber entwickeln und tüfteln. Aber egal wie gut das Produkt ist: Zum Schluss geht es aber darum, dass das Unternehmen nicht im falschen Moment Geld braucht.
Welche Bücher, Podcasts oder Menschen inspirieren dich – und warum?
Mich inspirieren Menschen, die Systeme neu denken: von Ise Bosch in der Philanthropie bis zu Unternehmer:innen wie Verena Pausder. Und natürlich hat mein eigenes Buch „Der gefesselte Wohlstand“ meine Arbeit stark geprägt, weil es zeigt, wie viel Potenzial in privatem Vermögen steckt.
Was war für dich ein echter „Gamechanger“ – ob Tool, Team oder Mindset?
Das richtige Team. Ohne Menschen, die die Vision mittragen und größer machen, bleibt jede Idee Theorie.
Was bedeutet für dich Erfolg – ganz persönlich?
Wenn Geld nicht nur Zahl auf dem Konto ist, sondern sichtbar Gutes bewirkt.
Wenn du anderen Gründern oder Unternehmer:innen in Berlin und Umgebung eine Botschaft mitgeben könntest – welche wäre das?
Berlin ist der beste Ort, um Neues zu wagen. Aber denkt groß – nicht nur in Märkten, sondern in
Wirkung.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns so offen zu sprechen.