
Hallo Leo, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Stell dich unseren Leser:innen doch mal kurz vor – wer bist du, und was machst du bei HomeResQ?
Ich heiße Leo Mergel, bin 31 Jahre alt und komme aus Elmshorn in Schleswig-Holstein. Ursprünglich bin ich gelernter Tischler, arbeite aber seit über 13 Jahren in der Eventbranche – als Projektleiter für Messe- und Veranstaltungsbau.
Ich bin Mitgründer und Ideengeber von HomeResQ und übernehme dort alles, was mit Administration, Partnerkommunikation und Feuerwehrkontakten zu tun hat. Besonders wichtig ist mir der direkte Austausch mit Einsatzkräften – denn nur, wenn wir wirklich verstehen, was sie brauchen, können wir das System sinnvoll weiterentwickeln.
Vielleicht möchtest du uns euer Startup ganz zu Beginn einmal kurz vorstellen?
HomeResQ ist eine digitale Rettungskarte für Zuhause. Bewohner:innen können wichtige Informationen zu ihrem Haus, der Infrastruktur, der Anzahl der Personen oder Tieren online hinterlegen. Diese Informationen werden im Notfall von der zuständigen Feuerwehr sicher abgerufen – über einen QR-Code, der am Briefkasten oder Hauseingang angebracht wird. Unser Ziel ist es, Menschenleben zu retten und Einsätze sicherer zu machen.

Welches Problem wollt ihr mit HomeResQ lösen?
Rettungskräfte gehen oft in Gebäude, ohne genau zu wissen, was sie dort erwartet. Sie kennen keine Grundrisse, wissen nicht, wie viele Menschen oder Tiere sich im Inneren befinden oder ob es besondere Gefahrenquellen gibt.
Ab der Haustür ist ein Feuerwehrmann quasi blind – er sieht nur ein Gebäude mit Fenstern und Dach, aber nicht, was sich dahinter verbirgt.
Wir wollen das ändern. Mit HomeResQ geben wir Einsatzkräften das Wissen, das sie für eine gezielte, sichere und schnelle Rettung brauchen.
Wie würdest du deiner Großmutter HomeResQ erklären?
Stell dir vor, bei dir zuhause brennt es – und die Feuerwehr muss dich aus deinem Schlafzimmer retten. Dafür braucht sie einen Plan: Wo ist welches Zimmer? Wer lebt im Haus? Gibt es Tiere?
Diese Infos speichern wir online – geschützt und datensicher – und machen sie über einen QR-Code an deinem Briefkasten im Notfall für die Feuerwehr sichtbar. So kann gezielter geholfen werden.
Wie funktioniert euer Geschäftsmodell?
HomeResQ funktioniert im Abo-Modell. Bewohner:innen zahlen einen kleinen monatlichen Beitrag. Dafür erhalten sie das Material – zum Beispiel QR-Code-Aufkleber oder Aluminiumschilder – sowie Zugang zur Plattform. Dort können sie ihre Daten selbst verwalten. Für Rettungskräfte gibt es einen geschützten Zugang, mit dem sie im Einsatzfall auf die Informationen zugreifen können.
Was ist in den letzten Jahren so richtig schief gelaufen?
Wir haben mehrere Monate mit einer Agentur für Social-Media-Werbung zusammengearbeitet – ohne jeden Erfolg. Am Ende standen über 10.000 Euro Ausgaben und kein einziger Neukunde. Das war extrem frustrierend.
Was hast du daraus gelernt?
Man sollte nicht vorschnell auf schöne Präsentationen oder große Versprechen vertrauen. Wichtig ist, Ergebnisse zu beobachten und frühzeitig zu reagieren. Nur weil jemand ein Projekt gut verkauft, heißt das noch lange nicht, dass er es auch gut umsetzt.
Und wo habt ihr bisher alles richtig gemacht?
Dranbleiben. Auch wenn es schwierig wird, nicht aufgeben. Wir haben uns nie von Rückschlägen entmutigen lassen und arbeiten konsequent weiter an der Verbreitung unseres Systems – mittlerweile auch über Partnerschaften und Pilotprojekte mit Feuerwehren im gesamten DACH-Raum.
Was ist euer nächstes großes Ziel?
Wir möchten Schnittstellen zu bestehenden Feuerwehr-Apps und Einsatzsystemen schaffen. So können wir HomeResQ noch einfacher in die Abläufe integrieren und die Informationen direkt in der gewohnten Umgebung der Einsatzkräfte bereitstellen.
Wenn du nochmal ganz von vorne starten würdest – was würdest du anders machen?
Ich würde technischen Dienstleistern von Anfang an klarere Vorgaben geben. Gerade in der Entwicklung braucht es präzise Anweisungen und konkrete Deadlines. „Mach einfach mal“ funktioniert nicht – das habe ich gelernt.
Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem du entschieden hast: Ich gründe ein Unternehmen?
Ja – mein damaliger Geschäftspartner hat mich tatsächlich dazu überredet. Er sagte: „Das machen wir jetzt – die Idee ist zu gut, um sie in der Schublade zu lassen.“ Und er hatte recht.
Was war deine bisher größte Herausforderung – und wie hast du sie gelöst?
Die deutsche Bürokratie. Anträge, Steuerfragen und der ständige Druck, wirtschaftliche Ergebnisse liefern zu müssen, obwohl man als junges Unternehmen oft noch keine Einnahmen generiert.
Was geholfen hat? Recherchieren, durchhalten und sich von diesen Hürden nicht unterkriegen lassen.
Welche Entscheidung hat sich im Nachhinein als goldrichtig erwiesen?
Überhaupt zu gründen. Die Idee umzusetzen, statt nur darüber zu sprechen. Es wäre ein großer Fehler gewesen, das Projekt einfach liegen zu lassen.
Was war der beste Ratschlag, den du je bekommen hast – und von wem?
„Wer will, der schafft.“ Das hat mir meine Oma mitgegeben. Und auch: „Nicht aufgeben.“ Dieser einfache, aber ehrliche Rat trägt mich bis heute durch schwierige Phasen.
Was würdest du anderen Gründer:innen raten, die noch zögern?
Macht es! Probiert es aus. Auch wenn es weh tut – ihr werdet es mehr bereuen, wenn ihr es nie versucht habt. Lieber scheitern, als nie angefangen zu haben.
Was ist eine harte Wahrheit über Unternehmertum, über die zu wenig gesprochen wird?
Dass der Weg kein Spaziergang ist. Zehn- bis Zwölf-Stunden-Tage sind die Regel, nicht die Ausnahme. Wer es wirklich ernst meint, muss alles für sein Projekt geben. Sonst bleibt es nur eine nette Idee.
Welche Tools, Menschen oder Mindsets waren für dich ein Gamechanger?
Früher habe ich mir alles merken können – das geht heute nicht mehr. Die Erkenntnis, dass ich Tools wie To-do-Listen, Reminder-Apps und automatisierte Prozesse brauche, war ein echter Wendepunkt. Ohne Struktur verliere ich sonst den Überblick.
Was bedeutet für dich persönlich Erfolg?
Nicht das schnelle Geld, sondern das Gefühl, etwas Sinnvolles geschaffen zu haben. Ich bin stolz, in einem Land mit so viel Bürokratie ein Unternehmen aufgebaut zu haben, das wirklich hilft.Geld kann vieles kaufen – aber nicht die Gewissheit, einen echten Beitrag zur Gesellschaft geleistet zu haben.
Wenn du Gründer:innen in Berlin und Umgebung eine Botschaft mitgeben könntest – welche wäre das?
Bleibt bei eurer Idee. Rückschläge gehören dazu – aber wenn ihr dranbleibt, kann Großes entstehen. Vision und Ausdauer sind wichtiger als perfekte Pläne.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns so offen zu sprechen.