bonify – die beste digitale Bonitätsprüfung

Hallo Gamal, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei bonify kurz vor:

Sehr gern! Das bonify Team besteht aus ca. 35 Mitarbeitern aus 15 Nationen. Internationalität und Diversität sind ein wichtiger Bestandteil unserer Firmenkultur. Das sieht man auch bei uns im Management. bonify wird von mir (Co-Gründer & CEO) von Andreas Bermig (Co-Gründer & CFO), Raj Cheemakurti (CPO), Paul Bergeron (CTO), Frank Stowasser (VP Marketing) und Sarah Schuster (VP Growth & Customer Engagement) geleitet.

Vor der Gründung von bonify habe ich eine Wirtschaftsauskunftei geführt. Zuvor war ich bei der internationalen Unternehmensberatung McKinsey beschäftigt.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Gegründet wurde bonify im Juni 2015 in Berlin. Wir haben erst vor Kurzem unseren 5. Geburtstag gefeiert. Im März 2020 haben wir die eine Million-Nutzer-Marke geknackt und wurden im Juni als „Beste Digitale Bonitätsprüfung 2020” ausgezeichnet.

bonify hat es sich zur Aufgabe gemacht, das finanzielle Leben der Menschen ganzheitlich zu verbessern – oder wie es bei uns heißt: To bonify financial lives!

Mit bonify erhalten Verbraucher die Möglichkeit, kostenlos ihre Bonitätsdaten zu prüfen und falsche oder veraltete Daten direkt bei der Auskunftei zu melden. Darüber hinaus bietet bonify verschiedene Finanzmanagement-Tools zur Analyse und Optimierung der eigenen Finanzsituation. So erhalten bonify-Nutzer auf die eigene Bonität zugeschnittene Produktangebote wie zum Beispiel Kredite. Weitere kostenlose Produkte sind u. a. die „Mieterauskunft“ für die Wohnungssuche und die „FinFitness“ zur die Einschätzung und aktiven Verbesserung der finanziellen Gesundheit.

Welches Problem wollt Ihr mit bonify lösen ?

Bonität spielt im Alltag der Verbraucher eine wichtige Rolle, z.B. bei der Kreditaufnahme oder wenn man einen Mobilfunkvertrag abschließen oder eine Wohnung mieten will. Dennoch ist die Bedeutung der persönlichen Bonität vielen Verbrauchern weitestgehend unbekannt. Unsere Studie „Kennst du deine Bonität?” zeigt, dass drei Viertel der Deutschen ihren eigenen Bonitätsscore nicht kennen.   

Das wollen wir nachhaltig ändern. Dafür setzen wir zum einen auf Aufklärung, in dem wir in unserem Academy-Bereich auf bonify.de umfassende Artikel veröffentlichen, die sich mit dem Thema Bonität und Finanzen beschäftigen. Zum anderen machen wir die Bonitätsdaten kostenlos und online verfügbar. Wir schaffen also Transparenz in einem bisher sehr intransparenten Bereich. 

Wie ist die Idee zu bonify entstanden ?

Bevor bonify gegründet wurde, war ich unter anderem auch in einer Wirtschaftsauskunftei tätig. Schon damals fiel mir auf, dass das Thema Bonität kaum Beachtung findet, obwohl es im finanziellen Leben jedes Verbrauchers eine wichtige Rolle spielt. Vielen ist nicht klar, dass der Bonitätsscore bzw. die Bonitätsdaten Auswirkungen auf Vertragskonditionen haben. Das wollte ich ändern.

Daneben hat es mich aber auch geärgert, dass vor allem Unternehmen Verbraucherdaten nutzen, um ihre Gewinne zu steigern. Dabei sollten doch eigentlich die Verbraucher selbst von ihren Daten profitieren können. Mit bonify wollen wir unseren Nutzern daher auch die Hoheit über ihre eigenen Daten zurückgeben.

Wie würdest Du Deiner Großmutter bonify erklären ?

Oh, meine Oma kannte sich gut mit Finanzen aus 🙂 – Aber zurück zur Frage:

Du kennst doch noch von früher den typischen Tante-Emma-Laden. Bei dem konntest du auch mal anschreiben lassen, weil der Besitzer dich kannte und wusste, dass du deine offenen Rechnungen immer begleichen wirst. Der Besitzer hat dich selbst als kreditwürdig eingestuft.

Wenn dann jemand Neues in dem Laden anschreiben lassen wollte, erkundigt sich der Ladenbesitzer vorab bei Dritten, ob der neue Kunde kreditwürdig ist. Allerdings weiß der neue Kunde nicht, was die anderen über ihn sagen oder wissen. Wenn er sich bei bonify anmeldet, erfährt er das.

Bei bonify können sich Verbraucher kostenlos anmelden und sehen, welche Informationen Wirtschaftsauskunfteien über ihn gespeichert haben und wie sie die Kreditwürdigkeit einschätzen. Wenn falsch oder veraltete Daten vorliegen, kann mit bonify direkt dagegen vorgegangen werden. bonify hilft außerdem dabei, Geld zu sparen, weil bonify die besten Angebote sucht, die genau zur finanziellen Situation des Verbrauchers passen.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Unser Grundkonzept ist an sich gleich geblieben. Allerdings haben wir verstanden, dass „gute Bonität“ nicht immer gleich „gute Bonität“ meint. Um passende Angebote zu machen, kommt es auf viele weitere Faktoren an, wie zum Beispiel Immobilienbesitz. Dafür war eine enorme Auseinandersetzung mit dem Markt sowie den Kundenwünschen erforderlich.

Außerdem sind wir dank Zusatzfunktionen, wie unserem „ScoreKorrektor”, mit dem man falsche oder veraltete Einträge direkt anfechten kann, auch gerade für Menschen mit weniger guter Bonität interessant. Zudem ist unser Wissensbereich stark angewachsen. Ich glaube, es gibt im Internet kaum eine andere Seite mit so vielen guten Artikeln zum Thema Bonität und Finanzen.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Das Geschäftsmodell basiert auf Provisionen von Partnerunternehmen. Entscheidet sich ein Nutzer dazu, einen Kredit aufzunehmen oder seinen Energie- oder DSL-Vertrag zu wechseln, erhält bonify eine Provision vom jeweiligen Partner.

Priorität hat dabei aber immer die bestmögliche Passung von Angebot zu Nutzerprofil. Das heißt, wir ordnen die Angebote so, dass der Nutzer zuerst die für ihn besten Konditionen sieht.

Wie genau hat sich bonify seit der Gründung entwickelt ?

Unter dem Strich verlief die Entwicklung aus heutiger Perspektive sehr positiv. Schon kurz nach dem Beta-Launch im Frühjahr 2016 konnte bonify mehr als 15.000 Nutzer vorweisen. Seit dem ging die Nutzerzahl stetig nach oben. Allein zwischen Juni 2018 und Mai 2019 hat sich die Zahl der Nutzer verdoppelt. Im März 2020 haben wir die eine Million-Nutzer-Marke geknackt.

Auch unsere kostenlose Mieterauskunft, eine Bonitätsauskunft für Vermieter, wird immer beliebter. Im Durchschnitt erstellen wir pro Monat eine 4-stellige Zahl an Mieterauskünften.

Die iOS und Android-App wurde seit dem Launch über 150.000 Mal heruntergeladen und klettert dank positiver Nutzerbewertungen in den Store Charts nach oben.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Wir hatten zwischen Februar 2019 und Januar 2020 eine Wachstumsrate (CAGR – Compound Annual Growth Rate) von über 700 Prozent. Corona hat diese Entwicklung leider verlangsamt. Seit Juli sehen wir, dass wir wieder wachsen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schiefgegangen ?

So richtig schiefgegangen ist bei uns bisher eigentlich nichts.

In fünf Jahren geht aber natürlich ab und an auch mal etwas schief. Wir wollten zum Beispiel am Anfang all unsere Systeme selber bauen und die Banken selbst anbinden. Wir haben schnell gemerkt, dass das nicht funktioniert, weswegen wir Dienstleistungen jetzt einkaufen.

Zudem hatten wir einige Herausforderungen zu bewältigen, wie beispielsweise die Umsetzung der PSD2. Da bonify-Nutzer auch ihr Bankkonto mit ihrem bonify-Account verbinden können, mussten wir uns im Rahmen der zweiten EU-Zahlungsdiensterichtlinie bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) als Kontoinformationsdienst (KID) lizenzieren lassen. Das ist ein sehr aufwendiger Prozess.

Auch die technische Umsetzung der PSD2 war eine große Hürde, da wir Daten von allen deutschen Banken empfangen können müssen. Die Anbindung all dieser Banken mit unterschiedlichen Authentifizierungssystemen war sehr komplex und eine große Anstrengung für das Team. Während der Umstellung hat das leider auch zu einigen technischen Problemen für die Nutzer geführt. Heute funktioniert das dank unserer Mühen weitgehend störungsfrei.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Wie schon gesagt: Wir haben recht schnell gemerkt, dass wir nicht alles allein machen können. Aus diesem Grund haben wir unser Partner- und Dienstleistungsnetzwerk erweitert. Das hat uns dabei geholfen, schneller zu wachsen.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Wir sind sehr gut darin, den Markt zu beobachten und entsprechende Handlungsempfehlungen abzuleiten. Dafür zwei Beispiele:

Auf der einen Seite tauchen wir tief in die Zusammenhänge von bestimmten Angeben, Partnern, Beschreibungen etc. ein, um sie zu besser zu verstehen. Auf der anderen Seite schauen wir, was übergeordnet auf dem deutschen Markt oder im Ausland passiert. Daraus leiten wir dann Handlungsstränge für uns ab. Das hat uns dabei geholfen, bonify gut durch die aktuell sehr außergewöhnliche Zeit zu bringen.

Außerdem versuchen wir, immer den Nutzer als Ausgangspunkt zu nehmen. Auch wenn das eine Phrase ist, die man wahrscheinlich von vielen Unternehmen hört –  wie sind sehr bestrebt, die Wünsche unserer Nutzer umzusetzen. Ich glaube, dass uns das gut gelingt.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Ohne die Unterstützung durch Investoren und Unternehmerpersönlichkeiten wäre der Erfolg von bonify undenkbar.

Renommierte Investoren sind zum Beispiel Experian, Santander InnoVentures, Mosaic Ventures, Ribbit Capital, Index Ventures und DN Capital sowie die Gründer von Zalando und Raisin. Wir haben aber auch viele kleine Privatinvestoren, die uns schon seit der Gründung unterstützen und immer noch dabei sind.

Darüber hinaus haben Andreas und ich als Gründer ziemlich viel Geld in das Unternehmen gesteckt.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Als Erstes, dass wir das Wachstum bei den Nutzern wieder beschleunigen, was jetzt durch die Corona-Krise etwas zurückgegangen ist. Außerdem haben wir ein neues spannendes Produkt in der Pipeline, dass den Mehrwert von bonify für unsere Kunden weiter steigert und das es in dieser Kombination so noch nicht gibt. Das übergreifende Ziel ist, dass wir in den nächsten 12-18 Monaten  Break-even erreichen. Das ist das, was in der derzeitigen Situation am Ende zählt. Mit der Expansion in andere Märkte werden wir uns irgendwann nächstes Jahr auseinandersetzen.

Vielen Dank für das Interview.

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