Hallo Benjamin, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle zu Beginn Dich und Dein Team bei Feelbelt kurz vor:
Die Idee für unser Unternehmen, die Feelbelt GmbH, entstand 2018. Im Frühjahr 2019 haben wir die GmbH gegründet und sind mittlerweile ein Team aus sieben engagierten Querdenkern mit ganz unterschiedlichen Backgrounds.
Ich bin Benjamin und komme als diplomierter Bankbetriebswirt ursprünglich aus dem Bankensektor.
Co-Gründer Felix habe ich damals in meinem ehemaligen Job kennengelernt und zusammen haben wir die Idee zum Projekt weiterentwickelt.
Hinter unserer Marke stecken aber nicht nur wir Gründer, sondern auch ein Erfinder und zwei Ingenieure, die die Entwicklung des Feelbelts vorantreiben. Das digitale Marketing wird von Fazal Elahi geleitet; er bringt bereits Erfahrung als selbstständiger Unternehmer mit. Verantwortlich für alle kreativen Prozesse ist Gabriel Opitz. Der Vertrieb wird von unserem Business Development Manager Carsten Klippstein organisiert. Als Kommunikations- und PR Leiterin haben wir Daniela Kabisch als externe Beraterin engagiert und arbeiten für ausländische Märkte zusätzlich mit Marketing und PR-Agenturen zusammen.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startups, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Unsere Vision ist es, das beste Gaming- und Musikerlebnis zu schaffen, das es jemals gab.
Mit unserer selbstentwickelten Technologie, basierend auf haptischem Feedback, ermöglichen wir unseren Nutzern beim Gaming und Musik hören ein ganz neues und spannendes Erlebnis.
Der Feelbelt ist ganz einfach in der Bedienung, und wie der Name vermuten lässt, wird er einfach um die Hüften geschnallt und kann auf der Kleidung getragen werden.
Welches Problem wollt Ihr mit Feelbelt lösen ?
Mit dem Feelbelt eröffnen wir eine neue und emotionalere Dimension der Soundwahrnehmung.
Es gibt bereits ähnliche Ansätze, die mit Hilfe von haptischem Feedback die Soundwahrnehmung verbessern sollen, allerdings setzt unser weltweit patentiertes Verfahren noch einen Schritt weiter an: Im Gegensatz zu herkömmlichen Technologien verwendet der Feelbelt zehn Impulsgeber, welche nämlich das gesamte Frequenzspektrum bis 20,000Hz abbilden. Durch diese Technologie findet der Feelbelt nicht nur in den Bereichen Gaming, VR, Musik und Film Anwendung, erstmals können auch hörgeschädigte oder gehörlose Menschen das gesamte Frequenzspektrum spüren und bekommen einen besseren Zugang zur Musik beziehungsweise Sound-Erlebnissen.
Wie ist die Idee zu Feelbelt entstanden ?
Wie anfangs kurz angedeutet, haben nicht Felix und ich die Idee des Feelbelt entwickelt. Diese stammt nämlich von Erfinder Jens Hansen, der sich jahrelang mit dem Thema, wie die Emotionswirkung von Musik gesteigert werden kann, befasst hat. Felix hat Jens durch seine frühere berufliche Tätigkeit kennengelernt und ihm bezüglich verschiedener Projekte beratend zur Seite gestanden. Eines dieser Projekte war der Feelbelt, welches er anfangs noch gut alleine stemmen konnte, mit der Zeit jedoch gemerkt hat, dass da etwas Größeres entsteht wofür er kaufmännische Unterstützung braucht. Daraufhin fragte er Felix, ob er die Geschäftsführung übernehmen könnte und ein Team drumherum aufbaut, sodass er, Jens, sich ausschließlich auf die Vorentwicklung (die damaligen Prototypen) konzentrieren kann. Felix willigte ein und holte mich als seinen guten Freund und erfahrenen Manager mit ins Boot. Zusammen legten wir dann los. Es ist witzig, aus dem heutigen Stand einmal zurückzublicken… das allererste Gespräch zwischen mir, Felix und Jens fand ohne jegliche Vorinformation an einem Samstag in einem Café in Prenzlauer Berg statt. Ich war sofort begeistert und überzeugt von dem Produkt und habe wohl ganz richtig das Potenzial erkannt.
Wie würdest Du Deiner Großmutter (Dein Start-Up) Feelbelt erklären ?
Zunächst einige einfache Worte zu den Funktionsweisen unseres Produktes. Du musst dir den Feelbelt zunächst wie einen Gürtel vorstellen. Du kannst ihn dir ganz einfach um die Hüfte schnallen und mit verschiedenen Audioquellen verbinden. Er überträgt dann synchron zu dem Sound, den du z.B. aus deinem Fernseher oder Handy hörst, Impulse, also haptisches Feedback, direkt auf deinen Körper. Zum Beispiel kannst du ihn mit deinem Handy über Bluetooth verbinden, über Spotify Musik abspielen und deinen Lieblingssong noch intensiver wahrnehmen. Das Gleiche gilt für die Anwendung mit der Playstation oder einer VR Brille. Nehmen wir als Beispiel Gaming. Hier sorgt der Feelbelt dafür, dass du das Fahrgefühl bei einem Autorennen intensiver erlebst oder bei einem Ego-Shooter-Game die Schüsse deines Gegners um einiges realistischer abgebildet werden.
Stell dir außerdem vor, du kannst nun spüren, wenn die Hauptfigur im Film von hinten angegriffen wird. So kannst du dich noch realistischer in die Handlung hineinversetzen und nimmst den Film wesentlich emotionaler wahr.
Auch unsere Geschichte lässt sich ganz einfach erklären. Ganz am Anfang stehen ein paar Kaufleute, Vertriebler und Ingenieure, die eine verrückte Idee haben, von der sie zu über 100% überzeugt sind. Allein die Idee reicht aber nicht, um sie in die Tat umzusetzen; die nötigen finanziellen Mittel müssen natürlich auch her. Also begeben wir uns auf die Suche nach Investoren und werden nach kurzer Zeit fündig. Da das Produkt aber technisch sehr aufwendig ist, weil wir uns nicht mit dem aktuellen Standard zufrieden geben, greifen wir auf eine moderne Form der Projektfinanzierung- bzw. -unterstützung zurück. Eine der Plattformen, die so etwas anbieten, nennt sich Kickstarter. Konsumenten können dort Projekte unterstützen und Produkte vorbestellen, die dann erst beim Erreichen eines im Vorfeld festgelegten Finanzierungsziels produziert und vertrieben werden. Auf diese Weise haben wir die Möglichkeit, die nötigen finanziellen Mittel zu sammeln und unsere Zielgruppe auf den Feelbelt aufmerksam zu machen bevor wir die Massenproduktion starten. Seid Ende April sind wir auf Kickstarter aktiv und haben bisher eine sehr erfolgreiche und vielversprechende Kampagne.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Ein wenig. Ursprünglich war der Feelbelt für die Steigerung der Emotionswirkung beim Musikhören gedacht. Im Laufe der Entwicklung ergaben sich aber immer mehr Anwendungsbereiche. Wie zum Beispiel die Anwendung bei Hörgeschädigten oder Gehörlosen. Im September 2019 konnten wir den Feelbelt erstmals auf der IFA live präsentieren. Dort bekamen wir von den Konsumenten größtenteils das Feedback, dass sich der Feelbelt auch hervorragend für den Gaming-Bereich anbieten würde. Seitdem fokussieren wir uns im B2C-Bereich hauptsächlich auf’s Gaming, wobei die anderen Anwendungsbereiche natürlich nicht außen vorgelassen werden und auch unheimliches Potenzial bieten.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Unser Geschäft ist ganz klassisch in B2C und B2B Absatz eingeteilt.
Im B2C-Bereich dreht sich alles darum, eine starke Marke aufzubauen. Der Absatz des Feelbelt erfolgt jetzt zu Beginn zunächst über Crowdfunding-Plattformen. Auch wenn unsere Crowdfunding-Kampagnen weltweit laufen, fokussieren wir uns auf den europäischen Markt. Von April bis Juni 2020 läuft unsere Kickstarter-Kampagne, die bisher erfolgreich ist. In den nächsten zwei Monaten starten wir eine Crowdfunding-Kampagne für den japanischen Markt, da wir auf der IFA hatten eine besonders große Nachfrage von Japanern hatten. Dort fokussieren wir uns auf den Gaming-Bereich und werden durch gute Kontakte unterstützt. Gleichzeitig starten wir noch eine Indiegogo-Kampagne, die mit den Learnings aus unserer Kickstarter-Kampagne sicher vielversprechend wird. Sobald alle Kampagnen beendet wurden, können wir mit der Auslieferung der Vorbestellungen beginnen und den Online-Verkauf des Feelbelts über unseren eigenen Shop und Amazon starten.
Im B2B-Bereich geht es um Kooperationen mit unterschiedlichen Unternehmen, die unsere Technologie in ihre Produkte integrieren wollen. Einen großen Absatz werden wir über verschiedene Distributoren erzielen und eine Umsatzsteigerung durch größere Verträge erreichen.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
2020: 7 Mitarbeiter, 500k geplanter Umsatz in 2020 trotz Corona-Rahmenbedingungen
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Durch die Corona-Krise haben wir einen sichtbaren Kaufkraftverlust beim Crowdfunding erlebt. Zudem hatten wir seit Beginn unserer Kickstarter-Kampagne mit einer Sperre von Google zu kämpfen. Unsere Kampagnen und Inhalte wurden deaktiviert bzw. gesperrt, was natürlich den Traffic auf unsere Website und Kickstarter-Seite negativ beeinflusst hat.
Was wir außerdem festgestellt haben ist, dass die Entwicklung von Hardware eine wahre Königsdiszplin unter Startups ist. Ursprünglich wollten wir unsere Kickstarter-Kampagne im Februar 2020 launchen, durch mangelnde Zulassungen mussten wir den Launch auf Ende April 2020 verschieben.
Leider sind wir durch verschiedene Faktoren zudem in Verzug mit der Produktion unserer Prototypen geraten, die wir gerne an Influencer versendet hätten. Somit haben wir bis heute ein mangelhaftes Influencer Marketing, das hätten wir im Vorfeld besser planen müssen.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wir haben definitiv gelernt, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Hardware ist kein einfaches Produkt; es braucht Zeit, um eine hochwertige Qualität liefern zu können.
Die Corona-Krise brachte das remote Arbeiten mit sich, auch daraus haben wir einige Learnings mitgenommen. Zum einen brauchen wir mehr Disziplin in unserer Kommunikation, das heißt lieber einmal mehr zum Telefon greifen als ewig auf eine digitale Antwort warten; zum anderen ist das Internet in Deutschland nicht für eine zuverlässige Kommunikation per Videokonferenz geeignet.
Alles in allem haben wir aber eine gute Basis für unser Arbeitsmodel „New Work“ geschaffen und sind bereit, dieses in nächster Zeit auszuweiten.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass nie alles richtig gemacht werden kann. Es wird immer Punkte geben, an denen wir hätten mehr machen können oder Dinge grundsätzlich besser gemacht werden können. Natürlich berichten wir trotzdem gerne darüber, was wir bisher schon alles richtig gut gemacht haben.
Zunächst einmal war es damals die richtige Entscheidung, dass Felix und ich den Mut und die Risikobereitschaft aufgebracht haben, die Feelbelt Unternehmung zu starten und dafür unsere „sicheren“ Jobs aufgegeben haben. Das Feedback der Feelbelt Community und der Menschen, die den Feelbelt bereits ausgetestet haben, ist einfach überwältigend und beflügelt uns immer wieder. Gleichzeitig ist es einfach enorm schön, wirklich etwas in der Welt zu bewegen und sich etwas ganz eigenes aufzubauen. Auch wenn es natürlich eine Menge harte Arbeit ist und an vielen Stellen auch deutlich mehr als wir am Anfang vermutet hätten. Definitiv eine der wichtigsten unserer guten Entscheidungen ist, dass wir uns von Anfang an Kompetenzen mit ins Boot geholt haben, die wir selbst nicht haben. Für die mechanische Entwicklung ist zum Beispiel unser Gesellschafter Lorenz Forster verantwortlich, für die digitale Entwicklung unser Gesellschafter Torsten Brose.
Natürlich haben wir auch ein tolles Team aufgebaut, worauf wir sehr stolz sind. Wir laufen alle gemeinsam nach vorne, vertreten dieselben Werte und ergänzen uns echt gut. Wir freuen uns, das Team in naher Zukunft noch weiter auszubauen.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Im Jahr 2019 haben wir gebootstrapt, Anfang 2020 aber auf Seedfunding gesetzt. Zudem greifen wir auf Fördergelder des Landes Brandenburgs zurück, wie zum Beispiel Gründung Innovativ, Pro Fit oder den Innovationsassistenten.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Nächste Woche Dienstag läuft unsere Kickstarter-Kampagne aus. In circa zwei Monaten starten wir dann eine ähnliche, weltweite Kampagne auf der Konkurrenz-Plattform Indiegogo. Gleichzeitig steht der Eintritt in den japanischen Markt an. In Bezug auf weitere Produkte haben wir auch schon einige Dinge im Kopf und teilweise auch schon erste Prototypen entwickelt, mehr verraten wir an dieser Stelle aber heute noch nicht.
Vielen Dank für das Interview.
2 thoughts on “Feelbelt revolutioniert das Hörerlebenis”