Die Evolution des Abfallmanagements: Ein Blick auf den Innovationsweg des Bremer Startups „WasteAnt“

Hallo Maximilian, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei WasteAnt kurz vor:

Hi, ich freue mich, heute hier sein zu dürfen. Mein Name ist Maximilian Storp und ich bin ¼ des Gründungsteams von WasteAnt. Meine Mitgründer sind Dr. Christian Müller, Dr. Szymon Krupinski und Arturo Gomez Chavez. Wir sind ein internationales Team mit unterschiedlichen Ausbildungshintergründen, teilen aber eine gemeinsame Vision mit WasteAnt.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Klar, gerne. Wir sind WasteAnt. Wir haben unser Unternehmen vor drei Jahren gegründet, mit der Motivation Abfälle zu analysieren, die riesigen Abfallberge, die weltweit anfallen, besser zu nutzen und die Kreislaufwirtschaft zu verbessern. Wir haben identifiziert, dass wir durch Sensorik und künstliche Intelligenz in der Lage sind, unstrukturierte Abfälle auf Inhaltsstoffe und Eigenschaften zu bewerten.

Welches Problem wollt Ihr mit WasteAnt lösen?

Wir adressieren das Kernproblem in der Abfallwirtschaft: Die mangelnde Transparenz beim Erhalt von Abfallchargen sowie die Schwierigkeit, deren Inhalte auf den ersten Blick zu erfassen. Für Abfallwirtschaftsbetriebe stellt der ankommende Abfall häufig eine Blackbox dar. Derzeitige Praktiken erfordern, dass Mitarbeiter manuell in die LKWs schauen und dann analysieren, welcher Verarbeitungsprozess am effizientesten ist. Unsere Sensorlösungen ermöglichen die automatische Analyse von Abfällen, selbst in großen Mengen, und liefern detaillierte Informationen an die Mitarbeiter. Dies umfasst Eigenschaften und Zusammensetzung des Materials, insbesondere im Hinblick auf potenzielle Störstoffe. Jährlich auftretende ungeplante Stillstände von durchschnittlich 20 Tagen können durch ein besseres Verständnis des Abfalls reduziert werden. Unsere Technologie trägt auch dazu bei, Brände zu verhindern und Emissionen zu reduzieren.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Absolut, seit unserem Start hat sich unser Konzept in einigen Aspekten weiterentwickelt, während fundamentale Prinzipien erhalten geblieben sind. Unser kontinuierlicher Lernprozess und die enge Zusammenarbeit mit Experten aus der Abfallbranche waren von Beginn an entscheidend. Diese Partnerschaften ermöglichten es uns, ein tiefgreifendes Verständnis für die spezifischen Bedürfnisse der Branche zu entwickeln und sicherzustellen, dass unsere Lösungen praxisnah und bedarfsgerecht sind. In Anbetracht der dynamischen Geschäftsumgebung haben wir Anpassungen vorgenommen, um unsere Leistungsfähigkeit weiter zu steigern. Beispielsweise hat sich unsere Auswertungsgenauigkeit verbessert, und unsere Fähigkeit zur Identifikation einer breiteren Palette von Störstoffen wurde erweitert. Diese Weiterentwicklungen spiegeln unser Engagement für kontinuierliche Innovation wider, um sicherzustellen, dass unser Produktportfolio den aktuellen und zukünftigen Anforderungen der Abfallbranche gerecht wird.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Bei WasteAnt bieten wir eine Abfallqualitätsanalyse für hochvolumige Abfallströme. Dies bedeutet, dass wir große Mengen Abfall (20 Tonnen / 15 Minuten) nach Eigenschaften wie Homogenität, Granularität, Feuchtigkeit, Heizwert, Emissionswerten, Materialzusammensetzung, auffälligen Temperaturen und Störstoffen untersuchen. Die Informationen werden Anlagenbetreibern zur Verfügung gestellt und bieten eine automatisierte „rund-um-die-Uhr“ Überwachung der Materialströme. Der Mehrwert ist, dass Abfallwirtschaftsbetriebe dadurch sicherer, stabiler und damit einhergehend, auch effizienter, betrieben werden können. Das Ganze betreiben wir als Software as a Service (SaaS), wodurch wir kontinuierliche Umsätze je Kunde erzielen.

Wie genau hat sich WasteAnt seit der Gründung entwickelt ?

Seit der Gründung hat WasteAnt eine bedeutende Entwicklung durchlaufen. Unser Team ist inzwischen auf 18 hochqualifizierte und motivierte Mitglieder angewachsen, repräsentativ für vielfältige Fachgebiete. Darüber hinaus wurden wir mit verschiedenen Auszeichnungen honoriert, darunter der „KI-Startup des Jahres“-Preis von Springer und Welt im Jahr 2022, bei dem wir den zweiten Platz erreichten. Im Juni 2023 wurden wir als Bremens Startup des Jahres ausgezeichnet und erhielten den Gründerpreis. Unser Kundenportfolio hat sich ebenfalls erweitert, und wir haben erfolgreiche Projekte mit führenden Unternehmen wie Stadtwerke Bremen und REMONDIS initiiert.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

In den vergangenen Jahren ist eigentlich nichts maßgeblich schief gegangen, vielmehr gab es kontinuierliche Lernprozesse aus vielen kleineren Herausforderungen. Fehler sind unvermeidlich und ein essenzieller Bestandteil des Lernprozesses. Es wäre ein Fehler zu glauben, immer die perfekte Lösung finden zu müssen, anstatt schnell zu handeln. Wir setzen auf eine offene Fehlerkultur, sowohl auf Seiten der Gründer als auch im gesamten Team. Das bedeutet, dass wir transparent über Herausforderungen und weniger erfolgreiche Entscheidungen sprechen, um daraus zu lernen. Die Priorität liegt darin, Fehler anzuerkennen, darüber zu kommunizieren und gemeinsam nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Zu Beginn erhielten wir 1 Jahr EXIST. Im August 2022 wurden wir in den High-Tech Inkubator Oldenburg aufgenommen, verbunden mit einer finanziellen Unterstützung. Im Oktober 2022 wurde eine Finanzierungsrunde mit Business Angels und der Bremer Aufbaubank über eine knappe Million Euro abgeschlossen. Zudem generieren wir bereits erste Umsatzerlöse aus Kundenprojekten.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

In diesem Jahr fokussieren wir uns unter anderem auf das Thema Produktisierung. Damit ist gemeint, dass wir ein standardisiertes, zertifiziertes und skalierbares Produkt für einen schnelleren Go-to-Market schaffen möchten. Dazu benötigen wir natürlich auch die richtigen Partner an Board, also unter anderem Produktionspartner und Integrationspartner, um den schnellen, großflächigen Roll-out zu schaffen.

Vielen Dank für das Interview.

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