Lit-X bringt Daten & AI-getriebenes Arbeiten in die Literaturbranche

Hallo ihr Beiden, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für ein Interview mit uns nehmt! Bitte stellt uns zu Beginn euch und euer Team bei Lit-X kurz vor.

Moin, wir sind Sebastian Hermanns und Lars Leipson, beide aus Hamburg; auch wenn wir Basti kurzfristig an München verloren haben.. 😉 Wir kennen uns aus unserer gemeinsamen Zeit bei BCG, wo wir uns angefreundet haben. Uns hat von Anfang an unser Spaß am kreativen Unternehmertum verbunden. Ideen haben, durchdenken – und jetzt auch umsetzen!

Vielleicht möchtet ihr uns euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?

Na klar, sehr gerne. In kurz: Wir bringen Daten und KI in die Buchbranche! Mit unserem Angebot unterstützen wir Verlage in allen Bereichen, vom Programmmanagement über den Vertrieb bis hin zum Marketing. So können sie Trends schneller erkennen, Preise optimieren und ihre (Influencer-) Marketingkampagnen gezielter und effektiver gestalten. Das Besondere an Lit-X: Wir nutzen nicht nur die üblichen Verkaufszahlen, sondern auch externe Datenquellen wie Social Media und Online-Bewertungen. So bekommen Verlage ein komplettes Bild vom Markt und können fundierte Entscheidungen treffen. Unser Ziel? In drei Jahren soll datengetriebenes Arbeiten in der Buchbranche Standard sein, mit Lit-X als führendem Anbieter, der Verlagen dabei hilft, effizienter und erfolgreicher zu werden.

Welches Problem wollt ihr mit Lit-X lösen?

Klar. Mit Lit-X adressieren wir diverse ganz konkrete Anwendungsfälle im Alltag von Literaturverlagen:

Dazu gehören erstens Trend-assoziierte Themen wie z.B. das Finden von erfolgreichen Self-Publishern, die ihren Durchbruch noch nicht hatten und deshalb noch vom Verlag gesignt werden können. Ebenso helfen wir dabei, internationale Märkte, z.B. die USA, nach erfolgreichen, trendenden Titeln zu durchsuchen, für die noch keine nationalen Publikationsrechte verkauft wurden – die Verlage also noch kaufen können. In diesem Kontext gibt es noch diverse verwandte Anwendungsfälle. Die zweite Gruppe sind Vertriebs-assoziierte Themen, wie z.B. das optimale Setzen eines initialen Preises im Wettbewerbsvergleich, z.B. über unterschiedliche Produkttypen wie eBook, Hardcover, Softcover hinweg. Gerade weil in Deutschland Buchpreisbindung gilt, ist das richtige Setzen des initialen Preises unglaublich wichtig. Ebenso kann man mit unserem Tool eine kontinuierliche Preisanpassung dort realisieren, wo keine Buchpreisbindung gilt. Man kann den gesamten Markt beobachten und sich seine Wettbewerber oder Genres spezifisch zuschneiden, um aussagekräftige Daten zu erhalten. Die dritte Gruppe sind Marketing, insbesondere Influencer-assoziierte Themen. So können Verlage mit unserem Tool schnell verstehen, welches Genres besser oder schlechter für Influencer-Marketing geeignet sind. Sie können Influencer für das Bewerben eines Titels auswählen, indem sie volle Transparenz über die von den Influencern besprochenen Titel bekommen – wer hat wann worüber in wie vielen Videos mit welcher Reichweite und welchem Engagement gesprochen? Und schlussendlich können Verlage verstehen, wer überhaupt über sie spricht, das ist vielen oft gar nicht klar, weil sie nicht ständig alles monitoren können. So lassen sich z.B. potentiell führsprechende Influencer finden, die häufig und gerne über die eigenen Titel sprechen.

Wie ist die Idee zu Lit-X entstanden?

Ich habe tatsächlich mal versucht, einen Roman zu schreiben. Das auch mit viel Zeit, Liebe und Lektorat gemacht, bin dann aber am Verkauf an einen Verlag gescheitert. Darüber habe ich mich mit der Branche auseinandergesetzt und habe viele Ideen gehabt, wo man Dinge verbessern könnte. Zusammen mit Basi und seinem Data Science Einfluss ist dann die Idee zu Lit-X entstanden.

Wie würdet ihr eurer Großmutter Lit-X erklären?

Schau, wir machen wir mit Literatur, deshalb „Lit“. Das ist in der Branche üblich, das machen die ganz oft so. Und das „X“ – das steht für was Cooles mit Technologie. Das ist auch gar nicht so kreativ, das machen auch viele so. Aber in der Kombination gibt’s das noch nicht, also ist es wieder was Einmaliges, was Leute aber gut erkennen und womit sie was anfangen können.

Hat sich euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?

Wir dachten ursprünglich direkt mit einem Prediction Produkt an den Markt zu gehen, sprich Literaturerfolg vorherzusagen. Wir haben in vielen Interviews mit zukünftigen Kunden vor dem Markteintritt aber gelernt, dass die Branche da noch nicht ist und man zunächst mit einem Analytics Produkt starten muss. Innerhalb dessen haben wir uns schnell auf die Anwendungsfälle geeinigt, „Trend Scouting“, „Price Setting“ und „Bookfluencer Buzz“. Was wir dann gelernt haben, ist, dass wir den Datenzugang noch einfacher machen müssen, als über gut designte Dashboards. Deshalb schneiden wir die Anwendungsfälle jetzt noch kleiner, damit sie griffiger und einfacher zu erfassen werden, weniger Daten zugrunde liegen. Z.B. „Self-Publisher zum signen finden“, statt „Trend Scouting“. Und wir planen ein GPT-like Chatinterface, dem man dann einfach Fragen im Kontext der Anwendungsfälle stellen kann und dann sehr klare, zugespitzte, einfache Antworten bekommt.

Wie funktioniert euer Geschäftsmodell?

Wir haben ein übliches Abo-Modell. Für eine monatliche oder jährliche Gebühr bekommt man Zugang zu dem gewählten Anwendungsfall. Darin sind alle Updates und Produkterweiterungen enthalten. Man kann frei wählen, wie viele Zugänge/Lizenzen man dafür haben möchte.

Wie genau hat sich Lit-X seit der Gründung entwickelt?

Als Branchenexterne lernen wir kontinuierlich weiter. Deshalb stützen wir uns zunehmend auf Vertraute aus der Branche, die uns mit ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung unterstützen, das hilft uns ungemein weiter. Was wir auch lernen, ist, dass die Branche sehr viel langsamer ist, als andere Branchen, die wir bisher kennenlernen durften. Das ist gar nicht negativ gemeint, sondern liegt vermutlich in der Natur des Produktes. Man denkt in Halbjahreszyklen, Auflagen und geht an Neues wohlüberlegt heran. Abgesehen davon erfahren wir eine unglaublich aufgeschlossene Branche, die uns sehr wohlwollend und freundlich entgegentritt, mit uns zusammen das Produkt durchdenkt und verbessert und so gemeinsam zu einer erfreulichen Win-Win-Situation führt.

Blickt bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?

Es gibt natürlich viele Dinge, die nicht so klappen, wie man sich das mal ursprünglich dachte. Vom selbstständigen Website Hosting über den modernsten Tech Stack bis hin zum rasantem Sales Wachstum – bei allem musste man umdisponieren.

Was habt ihr daraus gelernt?

Nichts „geht schief“, man muss nur neue Wege finden, um ans Ziel zu kommen. Wir halten uns gar nicht mit Trübsal oder Wehmut auf, sondern denken sofort in Lösungen, gucken nach vorne und finden neuen Spaß daran, die nächste Herausforderung zu meistern. Anders geht’s glaube ich nicht, ob man nun will oder nicht.

Und wo habt ihr bisher alles richtig gemacht?

Ich glaube, wir entwickeln das Produkt sehr, sehr dicht am Kunden. Vor der Markteinführung haben wir zahlreiche Interviews geführt, Prototypen getestet und so immer besser verstanden, was die Kunden brauchen, was ihnen hilft, was sie tatsächlich benutzen können. Da haben wir Glück gehabt, auf geduldige Partner zu stoßen, die neugierig auf das sind, was wir bauen, und sich auch mal mit halb-fertigen Zwischenergebnissen beschäftigen, um Feedback zu geben.

Wie ist euer Startup finanziert?

Wir sind komplett bootstrapped, d.h. wir haben keinerlei externe Finanzierung drin. Wir haben über ein paar Wettbewerbe ein paar Tausend Euro eingeworben, mehr aber auch nicht.

Was sind eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate?

Wir wollen uns weiter mit den bestehenden Anwendungsfällen im deutschen Markt etablieren. Dann stehen Partnerschaften auf der Liste, die sich jetzt auch schon anbahnen und über die wir noch besser in die Branche und ihr Software-Ökosystem eingebettet werden. Und danach steht Internationalisierung auf dem Fahrplan. Das Produkt ist extrem skalierbar gebaut, es funktioniert mit den gleichen Daten und Logiken auch auf internationalen Märkten.

Vielen Dank für das Interview.

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