Hallo Stephan, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup PAIR Finance, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Wir sind PAIR Finance, das Berliner Fintech, das Inkasso neu denkt. Wir haben einen revolutionären Ansatz für das Forderungsmanagement geschaffen: Mit einer eigens entwickelten KI-Technologie und im Zusammenspiel mit Verhaltenspsychologie und Data Science erreichen wir für unsere namhaften Kunden wie Zalando, Klarna oder Sixt, höchstmögliche Realisierungsquoten – ohne dabei ihre wertvolle Kundenbeziehung zu belasten. Mit dieser Strategie sind wir Markt- und Technologieführer. Unsere Vision ist es, die Inkassoindustrie in Europa zu verändern, indem wir Forderungsmanagement nachhaltig digital, effizient und kundenorientiert gestalten.
Welches Problem wollt Ihr mit PAIR Finance lösen ?
Der Inkassomarkt ist eine sehr traditionell geprägte Branche, die digitale Chancen noch unzureichend adressiert. Die meisten Menschen assoziieren mit Inkasso nach wie vor Briefe mit roten Großbuchstaben, hohe Phantasiegebühren und aufdringliche Telefonanrufe. Auch die Tonalität der Kommunikation in der Branche ist oft sehr antiquiert. Das sind nur zwei Beispiele, die zeigen, wo das Potential für eine innovative Lösung liegt.
Wir sehen in unseren Zahlen, dass Menschen heute mit dem Smartphone und auf Augenhöhe kommunizieren wollen. Anstelle von Mahnschreiben nutzt PAIR Finance deshalb Whatsapp, SMS und E-Mail und erhöht damit sogar die Anzahl der digitalen Touchpoints der Kunden mit der Marke. Künstliche Intelligenz, Big Data und Verhaltenspsychologie finden die passende Ansprache, den richten Kommunikationskanal und den idealen Zeitpunkt. Wichtiges Erfolgselement ist ein leicht verständlicher Payment-Prozess mit persönlichem Bezahlerlebnis für Kunden und einer interaktiven Rechnung (mit Bezahllink). Wir bieten vielfältige Bezahlmethoden, von Apple Pay bis zur Ratenzahlung. So haben Menschen mit PAIR Finance ein völlig neues Inkassoerlebnis.
Wie ist die Idee zu PAIR Finance entstanden ?
Der Ursprung von PAIR Finance liegt in der digitalen Marketingindustrie. Intelligente, auf digitalen Daten basierende Targetingtechniken haben das Ziel, einen potentiellen Kunden zum Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung zu sensibilisieren. Dabei sind Kanal, Werbebotschaft und Zeitpunkt die entscheidenden Erfolgsparameter. Wir haben uns gefragt: Warum setzt man diese erfolgreiche Methode nicht auf der anderen Seite des Point of Sale ein, um das Forderungsmanagement individueller und effizienter zu machen? PAIR Finance hat genau diesen Ansatz adaptiert und weiterentwickelt. Verbraucher mit unbezahlten Rechnungen werden mit einer individuell zugeschnittenen Ansprache und einer passenden Lösung sensibilisiert, die Forderung schnell zu begleichen.
Unsere KI-Technologie basiert auf Reinforcement Learning, einer Form des maschinellen Lernens. Unser Algorithmus lernt zielführende Strategien zu wiederholen und Handlungen zu intensivieren, die einen positiven Einfluss auf das gewünschte Ergebnis haben. So erzielen wir schnellere und höhere Realisierungserfolge und bieten eine individuellerer Kundenkommunikation. Das führt zu loyaleren Kunden und macht Inkasso zum messbaren Erfolgsfaktor innerhalb der digitalen Customer Journey. Hohe Kosten im Bereich Kundenrückgewinnung bleiben unseren Partner damit erspart. Mit diesem vollkommen neuen Inkassoprozess helfen wir außerdem Verbrauchern, zeitgemäß und schnell aus dem Inkassoprozess herauszukommen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter PAIR Finance erklären ?
PAIR Finance hilft Unternehmen, verlorene Umsätze aus unbezahlten Rechnungen zurückzuführen. Damit die Außenstände nicht zum finanziellen Problem für Unternehmen werden, übernimmt hier PAIR Finance die Aufgabe, das Geld zurückzubekommen. Dafür gibt es im Inkasso feste rechtliche Rahmen. Doch wir wollen noch besser sein: Wir verlangen geringere Gebühren, nutzen SMS, E-Mail und WhatsApp für eine moderne Kommunikation und setzen intelligente Technologie und psychologisches Wissen ein, um Menschen so persönlich wie möglich dabei zu helfen, ihre offene Rechnung zu begleichen und aus den Schulden zu kommen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Das Konzept hat sich nicht verändert, aber unser Produkt hat sich stark weiterentwickelt. Wir gehen neue Wege und arbeiten stetig an der Weiterentwicklung unserer Produkte, Prozesse und unserer Organisation. Zum Beispiel fragen wir uns, welche zusätzlichen Produkte wir im Rahmen der Customer Retention anbieten können.
Eine Veränderung ist für uns auch die Coronakrise: Sie hat unsere Beziehung zu vielen unserer Partner, Verbrauchern, aber auch innerhalb des Teams gestärkt. Während der Pandemie wird Inkasso relevanter für Unternehmen, um gerade in schwierigen Zeiten Liquidität aufrecht erhalten zu können. Gleichzeitig gilt es, die neuen wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Herausforderungen der Menschen zu berücksichtigen, denen wir täglich die besten Lösungen anbieten wollen, um aus den Schulden zu kommen.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir sind ein Rechtsdienstleister und unsere Einnahmen beruhen auf dem sogenannten Rechtsdienstleistervergütungsgesetz. Ein sperriger Name, aber ein wichtiges Gesetz. Es besagt folgendes: Wenn ein Verbraucher Mahnungen ignoriert und sich im Verzug befindet, muss er dem Unternehmen die weiteren Kosten erstatten, die für die Realisierung seiner berechtigten Forderung nötig sind. Es entstehen Schadensersatzansprüche. Dazu gehören auch die Gebühren des beauftragten Inkassounternehmens – diese Inkassokosten gehören zum so genannten Verzugsschaden. Diesen machen wir geltend, wenn wir die offene Forderung realisieren.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir gehören zu den am schnellsten wachsenden deutschen Fintech-Startups und haben derzeit 80+ Mitarbeitern. Unseren Umsatz konnten wir seit unserem Start in 2016 jährlich um mehr als 200 Prozent steigern und setzen diesen Trend auch in 2020 deutlich fort. Mit diesem Kurs haben wir die Schwelle der Profitabilität bereits im Jahr 2019 überschritten, nur dreieinhalb Jahre nach der Gründung. 250+ Unternehmen unterschiedlichster Branchen setzen mit PAIR Finance bereits heute neue Maßstäbe mit digitalen, kundenorientierten Finanzprodukten im Forderungsmanagement.
Wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Glücklicherweise ist Vieles gut gegangen und wir sind dankbar für die Loyalität unserer Investoren und unseren zufriedenen und stetig wachsenden Kundenstamm. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch Einiges hätten besser machen können. Doch vor allem freuen wir uns über die starke Entwicklung unseres Unternehmens, unsere wachsende PAIR Finance-Family und die zahlreichen tollen Partnerschaften.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Zu unseren Kapitalgebern gehören Europas führendes Fintech-Ökosystem Finleap, Zalando sowie VC-Investoren und Business Angels.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Mit der letzten Kapitalerhöhung, die im Juli 2020 stattfand, werden wir insbesondere in die Entwicklung neuer Produkte entlang der Wertschöpfungskette investieren und die technologische Inkasso-Plattform und deren KI-Algorithmen weiter ausbauen. Die Kommunikation vieler Unternehmen ist bereits weitgehend digital, Basis der Bezahlkommunikation sind jedoch oft schriftliche Mahnungen per Brief sowie die Mahntelefonie. Hier besteht noch ein riesiges Potential, den Markt zu verändern und nachhaltig digital, effizient und kundenorientiert zu gestalten.
Vielen Dank für das Interview.
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